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العنوان
Kulturspezifische Aspekte der deutsch-arabischen Übersetzung von Hausordnungen für Migranten \
المؤلف
Ahmed, Islam Ibrahim.
هيئة الاعداد
باحث / إسلام إبراهيم أحمد
مشرف / نهلة محمد ناجي
مشرف / نهى محمد الدسوقي
مناقش / نهلة محمد ناجي
تاريخ النشر
2020.
عدد الصفحات
160 p. :
اللغة
الإنجليزية
الدرجة
ماجستير
التخصص
اللغة واللسانيات
تاريخ الإجازة
1/1/2020
مكان الإجازة
جامعة عين شمس - كلية الألسن - اللغة الألمانية
الفهرس
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Abstract

In dieser Arbeit wurde der Versuch unternommen, erstens zu untersuchen, inwieweit deutschsprachige Hausordnungen als Fachtexte zu bezeichnen sind, zweitens sie zu analysieren bzw. ihre kulturspezifischen Merkmale zu eruieren, drittens zu überprüfen, ob sie bei der Übersetzung ins Arabische eine Rolle spielen bzw. zu erforschen, wie damit in deutsch-arabischen Übersetzungen umgegangen wird. Als Korpus wurden vier Hausordnungen für öffentliche Einrichtungen herangezogen: zwei Hausordnungen für Obdachlosen- und Flüchtlingsunterkünfte und zwei Hausordnungen für Justizvollzugsanstalten. Diese stehen am Anhang der Arbeit. Die Arbeit wurde in drei Kapitel eingeteilt:
Das erste Kapitel widmet sich den theoretischen Grundlagen. Im Mittelpunkt des ersten Kapitels standen drei Hauptthemen: Fachsprache, Kultur und kulturspezifische Aspekte und die Textsorte ,,Hausordnung. Erstens wurde aus den Ausführungen zum Thema ,,Fachsprache“ erschlossen, dass der Begriff ,,Fach“ aus drei Komponenten besteht: dem fachlichen Gegenstand, der Interaktion der Fachleute untereinander, zwischen Fachleuten und Laien sowie der Laien untereinander und die Fachsprache als Kommunikationsmittel. Zum Thema ,,Gemeinsprache“ und ,,Fachsprache“ lässt sich zusammenfassend sagen, dass die Grenzen zwischen Fachsprache und Gemeinsprache fließend sind und dass es nicht fruchtbar ist, die Begriffe ,,Fachsprache“ und ,,Gemeinsprache“ einander gegenüberzustellen. Die beiden Begriffe ergänzen und beeinflussen einander und die Gemeinsprache ist breiter angelegt als die Fachsprache. Fachsprache wird horizontal und vertikal gegliedert. Die horizontale Gliederung betrifft die Einteilung der Fachbereiche und Fächergliederungen. Hingegen stellt die vertikale Gliederung die Abstraktionsebenen der Fachsprache und die Hierarchie der Fachkommunikation, darunter der Fachlichkeitsgrad von Fachtexten dar. Zweitens wurde nicht auf alle Kulturdefinitionen eingegangen, weil sie vielfältig sind. Stattdessen wurde eine translationsrelevante Kulturdefinition verwendet, die sich auf die translatorische Tätigkeit bezieht, Konventionen, Normen und Wertmaßstäbe umfasst, die sprachliche von kulturbedingten Übersetzungsschwierigkeiten unterscheidet, auf allen Kulturbeschreibungsebenen und für die Translationsdidaktik anwendbar ist, neben soziokulturellen auch zivilisatorische Gegebenheiten umfasst und den Faktor Wissensbestände miteinbezieht. Drittens wurde die Textsorte ,,Hausordnung“ als Ordnungstext definiert, der einen reglementierend-handlungskontrollierenden charakter aufweist. Die Ordnungstexte enthalten Regeln für das Handeln von Nutzern der Institution oder den Aktanten der Institution. Die ausgewählten Hausordnungen zählen als Benutzungsordnungen für öffentliche Einrichtungen zu Verwaltungstexten mit rechtlicher Verbindlichkeit. Die privatrechtliche Hausordnung wird auch als nicht hoheitlicher, regelnder und bindender Rechtstext betrachtet, während eine Hausordnung für öffentliche Einrichtungen als hoheitlich beschrieben werden kann, weil sie vom Staat oder von sonstigen öffentlich-rechtlichen Körperschaften erlassen wird.
Darauf aufbauend wurden im zweiten Kapitel ,,Intralinguale Analyse der ausgewählten Hausordnungen” vier Hausordnungen anhand des pragmalinguistischen Modells von House (2015) exemplarisch analysiert. Dieses Modell beschreibt über die Sprache hinaus die Situation bzw. die kulturelle Einbettung, in der der Ausgangstext entstanden und verankert ist. Außerdem gilt er als ein funktionales Modell, das dem Empfänger den Vorrang einräumt und die soziale, temporale und geografische Herkunft der Kommunikationsbeteiligten in Betracht zieht. Das Modell verbindet zudem Konzepte mit deren sprachlichen Realisierung. Deswegen ist dieses Modell ein geeignetes Modell für die Ziele dieser Arbeit. Dabei geht es um die Kategorien Register (Field, Tenor und Mode) und Genre. Nachdem das Modell vorgestellt worden ist, erfolgte eine eingehende Analyse der vier Texte, um einen Textprofil erstellen zu können, an dem der Fachlichkeitsgrad der Texte sowie deren Kulturspezifik festgestellt wurden.
Unter dem Aspekt ,,Field“ wurden der Realitätsausschnitt und die Fachlichkeit der vier Texte dargestellt. Es handelt sich in den vier Texten um Informationen, Verfahren und Regeln innerhalb eines Handlungsbereichs, der räumlich definiert ist, d.h. innerhalb der betreffenden Institutionen (hier Justizvollzugsanstalten oder Flüchtlingsunterkünfte). Bei der vertikalen Fachlichkeit ist festzustellen, dass die vier Texte den gleichen geringen Anteil an Fachlichkeit beinhalten. Bei der horizontalen Fachlichkeit werden sie als Verwaltungstexte klassifiziert. Diese Konzepte manifestieren sich lexikalisch in der Verwendung von Fachtermini und textuell in der klaren Darstellung der Inhalte durch eine strenge Gliederung, der Verwendung einer Textdeklaration und der textexternen Verweise auf Gesetze und Vorschriften.
Was den Aspekt ,,Tenor“ angeht, wurden die vier Texte durch die Verwaltung von öffentlichen deutschen Einrichtungen in den Jahren 2015-2016 produziert. Text 1 richtet sich an Flüchtlinge, Asylbewerber und Obdachlose, Text 4 an Asylsuchende, Texte 3 und 4 an Personen verschiedener Herkunft, Altersgruppen und männlichen und weiblichen Geschlechts, die zu Freiheitsstrafe oder freiheitsentziehenden Maßregeln verurteilt werden. Es herrscht eine autoritäre und formelle Beziehung. Die Empfänger kommen aus verschiedenen Ländern und Nationalitäten und verfügen eher über wenig Fachwissen. Deswegen kann die Kommunikation zwischen den Partizipanten als fachextern bezeichnet werden. Einige der Ausländer sind noch in den ersten Monaten ihres Aufenthalts in Deutschland und lernen die deutsche Kultur zum ersten Mal kennen. Diese Konzepte manifestieren sich lexikalisch in der Verwendung von Bezeichnungen für Institutionen und Organisationseinheiten, Bezeichnungen für verantwortliche Personen, geografischen Bezeichnungen. Außerdem erweisen sich textexterne Verweise auf Gesetze und Vorschriften als wichtiges textuelles Mittel, das sowohl bei Field als auch bei Tenor eine Rolle spielt. Es betont die juristische Verbindlichkeit für die Textrezipienten. Ein weiteres Mittel sind sprachliche Handlungen (restriktive und präskriptive sprachliche Handlungen), die durch syntaktische Mittel: Modalverben und Formulierungsroutinen (es ist gestattet/ verboten / erlaubt / …, sie sind verpflichtet,…, sein + Adjektiv, haben und sein + Infinitiv mit zu) realisiert werden.
Bezüglich des Aspekts ,,Mode“ handelt sich um Texte, die in Druckform an Bewohner von Unterkünften und Gefangene von Justizvollzugsanstalten ausgehändigt werden. In den Texten 1 und 4 werden die Adressaten nicht involviert und wird ein unpersönlicher Stil eingesetzt. In Texten 2 und 3 werden die Adressaten teilweise miteinbezogen. Der Text enthält eine hohe Informationsdichte und eine exakte Darstellung der Informationen. Der Text weist einen hohen Anteil an Nominalstil auf: Durch deverbale Nominalisierungen, Formulierung komplexer Handlungsvoraussetzungen und Verwendung von Abkürzungen.
Was den Aspekt ,,Genre“ angeht, weisen die vier Texte folgende gemeinsame sprachliche textsortenspezifische Merkmale der Verwaltungstexte auf: zahlreiche, teilweise überlange Hauptsätze, Auslassung des Imperativs bzw. Ersetzung durch andere (formale) Konstruktionen, häufiger Gebrauch von Funktionsverben, häufige Nominalisierungen, Verweise auf Gesetze, häufiger Gebrauch von Abkürzungen, Verwendung juristischer Fachterminologie, Unpersönlichkeit, Entindividualisierung oder Mischung aus Persönlichkeitsstil und behördlichem Verkündigungsstil, massive Einschränkung des Handlungsspielraums der Rezipienten, Komprimierungen (Aufladung von Einfachsätzen durch nominale Ketten, Präpositionalphrasen u.a.), hochabstrakte, rechtssprachliche Formulierung, belehrender charakter und Obrigkeitsstil. Die ausgewählten Texte stehen zwischen den Polen der juristischen Fachsprache und der Gemeinsprache.
Außerdem sind gemeinsame Merkmale des Textinhalts und der Textstruktur festzustellen. Die ausgewählten Texte weisen eine strenge Gliederung durch nummerierte Paragrafen und Unterparagrafen auf. Bei Text 2 wird ein Inhaltsverzeichnis eingesetzt. Die vier Texte haben weitgehend ähnlichen Inhalt und Aufbau. Hauptsächlich handelt es sich um Grundbedürfnisse und alltägliche Aktivitäten. Die vier Texte bestehen aus den Themen Einleitung, Geltungsbereich, Verhaltensregeln, Einrichtungsanlagen und Ausstattung, Sauberhaltung und Abfallentsorgung, Sicherheit, Ruhe, Hausrecht und Zuständigkeiten, Zuwiderhandlungen, Inkrafttreten. Die zwei Hausordnungen für Justizvollzugsanstalten (Text 2 und 3) zeichnen sich gegenüber den zwei anderen Texten durch folgende Themen aus: Tagesablauf, Anstaltsorganisation, Gesundheitsfürsorge, persönlicher Besitz, Einkauf und Verwaltung der Gelder, Bekleidung, Außenkontakte, Arbeit, Ausbildung, Seelsorge, Aufenthalt im Freien, Bücher/Zeitungen/Zeitschriften, Hygiene, Rechtsbehelfe.
Im dritten Kapitel ,,Kulturspezifische Aspekte in den ausgewählten übersetzten Hausordnungen“ wurden die kulturspezifischen Aspekte präsentiert und anhand von Beispielen aus den untersuchten Texten untermauert. Sie lassen sich in lexikalische Aspekte, kulturspezifische Inhalte und sprachliche Aspekte unterscheiden. Anschließend wurden die Übersetzungsverfahren behandelt, die beim Übersetzen ins Arabische eingesetzt wurden, um mit den festgestellten kulturspezifischen Elementen umzugehen. Folgende kulturspezifische Aspekte und Übersetzungsverfahren werden in den ausgewählten Hausordnungen erfasst:
• Lexikalische Aspekte:
o Fachliche Benennungen: Es gibt einen hohen Anteil an juristischen Fachtermini. Sie betonen die Fachlichkeit der untersuchten Texte und nehmen Bezug auf die deutsche Rechtsordnung. Sie werden meistens durch Lehnübersetzung oder Modulation ins Arabische übertragen. Dadurch werden den Rezipienten die kulturspezifischen Inhaltsmerkmale teilweise vermittelt.
o Geografische Bezeichnungen: Sie werden ins Arabische durch lautgerechte Umschrift (Transkription) übertragen. Manchmal werden Zusatzinformationen hinzugefügt, z.B. Donauwörth (Anhang 4, S.1) – منطقة دونافورت (Anhang 4a, S.1).
o Bezeichnungen für Institutionen und Organisationseinheiten: Sie werden entweder durch funktionsähnliche zielkulturelle Bezeichnungen für Institutionen und Organisationseinheiten ersetzt oder sie werden durch Lehnübersetzung ins Arabische übertragen. Einige kulturspezifische Inhaltmerkmale werden den Rezipienten nicht vermittelt.
o Berufs- und Amtsbezeichnungen: Sie werden durch die Ersetzung durch eine funktionsähnliche zielkulturelle Bezeichnung im Verwaltungsaufbau oder durch Lehnübersetzung übertragen.
Durch die verwendeten Übersetzungsverfahren werden manchmal kulturspezifische Inhaltsmerkmale der Lexeme bei der Übersetzung nicht beibehalten und daher den Rezipienten unvollständig vermittelt. Es wird auch festgestellt, dass die Verfahren der Textübersetzung nach Schreiber (1990) nicht zur gründlichen Beschreibung der kulturspezifischen Aspekte in der Fachübersetzung dienen.
o Fremdwörter: Sie treten häufig in der Übersetzung von Text 2 (Anhang 2a) auf und werden in den Zieltext als Zitatwörter übernommen (lexikalische Entlehnung).
• Kulturspezifische Inhalte
o Gesellschaftlich-juristische Gegebenheiten: Dieser Aspekt ist von großer Relevanz und stellt eine umfangreiche Kategorie der Kulturspezifika in den ausgewählten Hausordnungen dar. Hier sind besonders Institutions- und Amtsbezeichnungen, juristische Fachtermini und Verweise auf Gesetze und Ordnungen zu nennen.
o Alltagsbezogene Kulturspezifika: Translationsrelevant sind die kulturgeprägte Zeitwahrnehmung sowie die Themen Sauberkeit und Umweltschutz. Dieser Aspekt wird ansonsten weitgehend neutralisiert und bezieht sich meistens auf allgemeinmenschliche Verhaltensweisen und Grundbedürfnisse.
• Explikationsgrad: Dabei wird festgestellt, dass Kulturspezifität in den ausgewählten Hausordnungen nicht nur die lexikalischen und inhaltlichen Aspekte betrifft, sondern sie umfasst auch den Explikations- oder Reduktionsgrad. Da es sich bei den Texten hier um Verwaltungstexte mit rechtlicher Verbindlichkeit handelt, kann der Übersetzende darüber nicht allein entscheiden. Er muss meines Wissens zuerst mit dem Auftraggeber Rücksprache halten.
• Sprachliche Aspekte
Die Texte sind durch Wortbildung, Nominalstil, unpersönlichen Stil und Abkürzungen gekennzeichnet. Diese werden häufig folgendermaßen beim Übersetzen behandelt:
o Wortbildung: Wortbildungen werden ins Arabische durch attributive Formen und Genetive übertragen, z.B. Präposition-Substantiv-Substantiv, Substantiv-Präposition-Substantiv-, Substantiv-Substantiv-Adjektiv-, Substantiv-Adjektiv-Präposition-Substantiv-Bildungen.
o Nominalstil: Der Nominalstil wird im Zieltext beibehalten. Kleine Änderungen werden in den Sätzen durch Permutation oder Transformation vorgenommen.
o Der unpersönliche Stil: Die passivische Bedeutung wird durch indirekte Passivformen im Arabischen beibehalten. Direkte Passivformen sind selten.
o Abkürzungen: Sie werden ausgeschrieben und im Zieltext weggelassen oder sie werden als Zitatwort übernommen.
Was die Übersetzungsstrategie angeht, ist zu bemerken, dass die Übersetzenden der ausgewählten Texte sich darum bemühen, die ausgangssprachliche Kommunikationssituation in der Zielsprache wiederzugeben und die Textinhalte unverändert zu übertragen. Die Übersetzenden verwenden in den untersuchten Texten keine kommentierende Übersetzungsverfahren, um kulturspezifische Inkongruenzen klarzustellen. Meistens gehen sie so verfremdend vor, dass die Übersetzung als solche erkannt wird und zusammen mit dem Ausgangstext verfügbar ist.
Schließlich lässt sich sagen, dass die Hausordnung als kulturgeprägte Fachtextsorte betrachtet werden kann, für deren Übertragung ins Arabische eine besondere interkulturelle Kompetenz erforderlich ist. Wünschenswert wäre, dass die vorgestellten Ergebnisse durch umfassendere empirische Untersuchungen überprüft und erweitert werden, um feststellen zu können, wie die vorgestellten arabischen Übersetzungen bei den Rezipienten angekommen sind und inwieweit die eingesetzten Übersetzungsverfahren zur Übertragung von kulturspezifischen Aspekten auf den verschiedenen Ebenen erfolgreich sind.