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العنوان
Gebrauch Und Funktion Der Temporaldeixis Im Deutschen /
المؤلف
Abd El-Rahman, Schirien Faisal.
هيئة الاعداد
باحث / شيرين فيصل عبدالرحمن أحمد
مشرف / محمد ابو حطب خالد
مشرف / عادل صالح محمد
الموضوع
German language.
تاريخ النشر
2014.
عدد الصفحات
205 p. :
اللغة
الإنجليزية
الدرجة
الدكتوراه
التخصص
اللغة واللسانيات
الناشر
تاريخ الإجازة
6/4/2014
مكان الإجازة
جامعة المنوفية - كلية الآداب - اللغة الإلمانية
الفهرس
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Abstract

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Phänomen der Deixis im Deutschen, nämlich mit der Temporaldeixis. Diese Arbeit setzt sich zum Ziel, die Gebrauchsweisen der Temporaldeiktika zu erläutern. Ich habe in der vorliegenden Arbeit den Versuch unternommen, am Beispiel ”Wetterbericht” die Rolle der Temporaldeiktika bei der Klassifizierung der Textsorten zu verdeutlichen und die Art deren Interpretation zu zeigen.
Anhand der Darstellung in der vorliegenden Arbeit bin ich zu den folgenden Ergebnissen gelangt:
● ”Deixis” ist die Eigenschaft bestimmter sprachlicher Ausdrücke, die auf die Elemente der außersprachlichen Umgebung des Kontextes verweisen. Sie kann also als die sprachliche Referenz auf lokale, temporale oder personale charakteristika der Sprechsituation betrachtet werden. Es gibt verschiedene Bezeichnungen für die sprachlichen Ausdrücke, die dem Phänomen ”Deixis” untergeordnet sind. Diese Ausdrücke können Deiktika, Zeigwörter oder Indexwörter genannt werden.
● Die Interpretation der deiktischen Ausdrücke ist nur in Relation zu einem Orientierungszentrum ”Origo” möglich, an dem die Deiktika orientiert sind. In einer normalen Sprechsituation ist das Orientierungszentrum mit dem Sprecher gegeben. Dabei repräsentieren der Sprecher, seine Sprechzeit und der Ort seines Sprechens die konstituierenden Teile des Orientierungszentrums. Die Deiktika sind daher in jedem einzelnen Verwendungsfall anders zu verstehen.
● Die Deiktika werden ähnlich wie die Zeiggeste als Wegweiser betrachtet, nämlich als Orientierungshilfe. Anders als die Zeiggeste sind die Deiktika lautliche Zeichen und stellen die Komponenten eines Ereignisses dar. Mit Hilfe der Deiktika versucht der Sprecher, die Aufmerksamkeit des Adressaten auf einen bestimmten Bereich zu fokussieren. Der Hörer wird dabei vom Sprecher aufgefordert, denselben
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Bezugspunkt herzustellen und seine Aufmerksamkeit darauf zu richten. Deiktika dienen als Mitteilungsmittel von Orientierungsinhalten.
● Deixis wird durch kontextgebundene gerichtete Relation determiniert. Eine solche Relation liegt zwischen zwei Punkten vor, nämlich zwischen einem abstrakten zentralen Orientierungspunkt, der sich an der Stelle von Ort, Zeit und Träger der Äuβerung befindet, und einem Zielpunkt, der sich mit dem Ort, der Zeit und dem Träger des Sachverhalts deckt. Diese Relation ist hinsichtlich der beiden semantischen Achsen ”Dimension” und ”Entfernung” weiter spezifiziert:
- Die Dimensionen sind als semantische Merkmale zu beschreiben, die die Art des Deixisobjekts benennen. Sie können angeben, worauf mittels der zeigenden Komponente hingewiesen wird. Das heiβt, sie benennen das Ziel, auf das die zeigende Komponente gerichtet ist.
- Die Entfernungsstufe spezifiziert die Beschaffenheit der Relation innerhalb der jeweiligen Dimension bezüglich der Distanz des Ziels zur Origo. Die Opposition zwischen ”origoinklusiv” und ”origoexklusiv” ist das entscheidende Kriterium, mit dessen Hilfe entschieden wird, ob sich der Bereich, in dem sich das Deixisobjekt befindet, mit dem Bereich übereinstimmt, in dem sich die Origo befindet.
● Zeigmodi der Deixis sind ”demonstratio ad oculos”, ”Deixis am Phantasma” und ”Textphorik”:
- ”Demonstratio ad oculos” ist die normale Form der Deixis. Mit ihr bezieht man sich auf Gegenstände und Sachverhalte, die sich im gemeinsamen Wahrnehmungs-feld von Sprecher und Adressat befinden. Man nennt diesen Fall ”Realdeixis”.
- Bei ”Deixis am Phantasma” handelt es sich um eine fiktive und imaginäre Sprechsituation. ”Deixis am Phantasma” funktioniert mit Hilfe des inneren oder geistigen Auges und Ohres, womit eine Versetzung ins Reich des abwesend Erinnerbaren oder ins Reich der Phantasie möglich ist.
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- Die Textphorik wird nach der Verweisrichtung in Anaphorik und Kataphorik gegliedert. Während die Anaphora auf textuelle Vorgängerausdrücke verweisen, nehmen die Kataphora auf nachfolgende Textteile Bezug. Die kataphorische Verwendung erwartet vom Hörer einen Schlussprozess zur Interpretation des Vorkommens. Daher handelt es sich beim kataphorischen Gebrauch um einen komplexen Fall.
● Es gibt verschiedene Arten der Deixis. Die klassischen Arten der Deixis sind Personal-, Temporal- und Lokaldeixis. Ihr Ausgangspunkt ist der Sprecher, nämlich hier-, jetzt-, ich-Ursprung des Sprechers:
- ”Personaldeixis” entspringt dem Grundzeigwort ”ich”. Sie gilt als diejenige Art der Deixis, die im personalen Deixisfeld stattfindet. Ihre relevanten Gröβen sind der Äuβerungsträger und der Sachverhaltsträger. Sie betrifft die Rolle und die Identität der Kommunikationspartner in dem Sprechereignis, in dem die betreffende Äuβerung gemacht wird.
- ”Lokaldeixis” entspringt dem Grundzeigwort ”hier”, das durch das Sem ”Ort” ausgezeichnet ist. Ihre Gröβen sind Äuβerungsort und Sachverhaltsort. Sie betrifft die Bestimmung von Orten in Relation zum Aufenthaltsort der Teilnehmer im Sprechereignis. Lokaldeixis denotiert unter Bezugnahme auf den Äuβerungsort den Sachverhaltsort. Das lokale Deixisfeld ist durch seine sinnliche Wahrnehmbarkeit und seine physikalische Dreidimensionalität (da, dort, hier) gekennzeichnet.
- ”Temporaldeixis” hat ihren Ursprung in der Augenblicksmarke ”jetzt”. Sie befasst sich mit der Enkodierung von Zeitpunkten relativ zu der Äuβerungszeit. Das heiβt, sie bezeichnet eine bestimmte Sachverhaltszeit in Relation zur Äuβerungszeit. Das temporale Deixisfeld ist sinnlich nicht wahrnehmbar. Es ist also physikalisch eindimensional. Die Äuβerungszeit grenzt sich an die Zeitspanne, während der das temporale Deiktikon geäuβert wird. Jedes Zeitintervall kann im Hinblick auf die Äuβerungszeit vorwärts oder rückwärts gemessen werden. Im Deutschen stehen den Benutzern verschiedene Ausdrucksweisen der zeitlichen Orientierung zur Verfügung. Man unterscheidet zwischen den Mitteln der Lexikalisierung und den
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der Grammatikalisierung. Alle sprachlichen Mittel auβer Tempora und Aspekte sind lexikalisch.
● Tempora sind für alle Äuβerungen mit einem finiten Verb obligatorisch. Sie werden als Zeitangaben in die drei Richtungen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verstanden. Das Tempussystem enthält zwei einfache Tempora, nämlich Präsens und Präteritum. Dazu kommt das Futur. Aus der Kombination dieser drei Tempora mit dem Infinitivperfekt ergeben sich die zusammengesetzten Tempora Präsensperfekt, Präteritumperfekt und Futurperfekt. Bei den einfachen Tempora Präsens und Präteritum und bei den zusammengesetzten Tempora Perfekt und Plusquamperfekt genügt der Zeitbezug zur Beschreibung der Bedeutung. Bei Futur I und Futur II kommen noch modale Bedeutungsbezüge hinzu. Das Futur I ist nicht rein temporal zu interpretieren. Hier ist die subjektive Einschätzung des Sprechers zu berücksichtigen. Es drückt gegenwärtige oder künftige Wahrscheinlichkeit aus. Das Futur II drückt dagegen gegenwärtige oder künftige Wahrscheinlichkeit eines vergangenen Ereignisses aus. Durch den Bezug vom Futur auf subjektive Wahrscheinlichkeiten ähnelt ”werden” den epistemisch verwendeten Modalverben.
● Die Bedeutung der einzelnen Tempora kann durch das zeitliche Verhältnis, das zwischen Aktzeit, Sprechzeit und Betrachtzeit besteht, beschrieben werden. Sie setzt sich aus einer intrinsischen und einer kontextuellen Komponente zusammen. Intrinsische Bedeutung bezeichnet die Beziehung zwischen Ereigniszeit (E) und Referenzzeit (R). Die kontextuelle Bedeutung betrifft dagegen die Beziehung zwischen Referenzzeit und Sprechzeit (S). Die deiktische Interpretation der Tempusformen spezifiziert die situative Beziehung zwischen ”E” und ”S”.
● Bei der Interpretation der Tempora in einem Text kann auf ihre lexikalische Bedeutung verzichtet werden. Das Tempus kann Gebrauchsweisen zulassen, die nicht direkt aus seiner wörtlichen Bedeutung ableitbar sind, sondern nur unter Zuhilfenahme pragmatischer Faktoren, wie z.B. Weltwissen, erschlossen werden können. Die Grundbedeutung einer Tempusform kann zu einer abgeleiteten
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Bedeutung hinverschoben werden. Die Bedeutungsverschiebung resultiert aber aus der Verschiebung der kontextuellen Relation, unter der Voraussetzung, dass Referenzzeit und Sprechzeit assoziiert sind. Dabei bleibt die in der Grundbedeutung spezifizierte intrinsische Relation zwischen Ereigniszeit und Referenzzeit erhalten.
● Aspekte stellen neben Tempora eine Art der Grammatikalisierung zeitlicher Relationen dar. Der Begriff ”Aspekte” betrifft die interne zeitliche Gliederung der beschriebenen Situation. Es geht dabei um die Grenzen der Situation, nämlich um Beginn, Ende, Vervollständigung und Dauer von Ereignissen. Er bezeichnet die Relation zwischen dem Ereigniszeitpunkt und dem Referenzzeitpunkt. Bei dem ”imperfektiven Aspekt” gibt es keinen Anfangs- und Endpunkt, während der ”perfektive Aspekt” als abgeschlossen charakterisiert wird. Aspekt steht in Verbindung mit dem Begriff ”Aktionsart”, die als eine lexikalische Eigenschaft des Verbstamms angesehen wird. Das wird durch verschiedene sprachliche Mittel ausgedrückt, nämlich durch Wortbildungsmittel (Präfixe), zusätzlich lexikalische Mittel, syntaktische Mittel (Konstruktionen mit Hilfsverben und Funktionsverben).
● Nicht jede Folge von Sätzen kann als Text anerkannt werden. Es müssen bestimmte Bedingungen vorhanden sein, die eine Satzfolge zu einem Text werden lassen. Diese Bedingungen werden in der Textlinguistik unter dem Begriff der Textualität zusammengefasst. Dazu gehören die folgenden Bedingungen: Kohäsion, Kohärenz, Informativität, Akzeptabilität, Intentionalität, Situationalität und Intertextualität. Von ihnen sind die Kohärenz- und Kohäsionsrelationen am wichtigsten, unter denen die temporalen Relationen auftreten. Während die Kohäsion die formalen Mittel umfasst, die die Beziehungen zwischen den Oberflächenelementen signalisieren, betrifft der Begriff der Kohärenz den inneren Zusammenhang zwischen den einzelnen Textelementen. Die Kohärenz des Textes kann sprachlich auf der Textoberfläche durch die kohäsiven Verknüpfungsmittel ausgedrückt werden. Dazu gehören Wiederaufnahme, Tempora und Junktionen. Wenn der Rezipient aber auf anwendbare Konzepte und Relationen aus seinem
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Weltwissen zurückgreifen und sie auf die Situation anwenden soll, um die Kohärenzrelation zu erkennen, handelt es sich um ”Inferenzbeziehung”.
● Eines der wichtigsten Mittel der grammatischen Kohärenz, die die semantischen und die syntaktischen Relationen zwischen den Sätzen des Textes betrifft, ist die Wiederaufnahme. Bei der Wiederaufnahme ist zwischen zwei Arten zu unterscheiden, nämlich der expliziten und der impliziten Wiederaufnahme. ”Explizite Wiederaufnahme” besteht in der Referenzidentität bestimmter Ausdrücke in aufeinanderfolgenden Sätzen eines Textes. Der wiederaufgenommene Ausdruck und der wiederaufnehmende beziehen sich auf das gleiche außersprachliche Objekt. ”Implizite Wiederaufnahme” ist hingegen dadurch gekennzeichnet, dass zwischen dem wiederaufnehmenden und dem wiederaufgenommenen Ausdruck keine Referenzidentität besteht. Sie beziehen sich auf verschiedene Referenzträger. Aber zwischen diesen Ausdrücken bestehen bestimmte Beziehungen, z.B. die Teil-von-oder Enthaltenseinsrelation.
● Eine der wichtigsten Funktionen, die der Text erfüllen kann, ist die referentielle. Der Text nimmt durch seine Elemente auf die auβersprachliche Welt Bezug. Der Text kann aus diesem Grund als Rahmen voller Ausdrücke angesehen werden, die die Funktion der Referenz ausüben. Wenn zwei oder mehrere Ausdrücke dazu benutzt werden, um auf denselben Referenten Bezug zu nehmen, liegt ”Koreferenz” vor. Das Verhältnis zwischen den beiden Ausdrücken lässt sich mittels semantischer Relationen beschreiben. Im Rahmen der Referenzbeziehungen spielen die temporalen Relationen zwischen den einzelnen Temporalangaben eine wesentliche Rolle. Sie dienen der zeitlichen Anordnung der einzelnen berichteten Ereignisse. Damit sind sie eine Form der Kohärenzrelationen im Text. Der Text ist daher auch kohärent, wenn die Sätze des Textes zeitlich aufeinander bezogen sind. Die temporalen Relationen zwischen den Situationen können durch die expliziten temporalen Angaben erkannt werden. Diese Temporalangaben weisen darauf hin, in welcher zeitlichen Relation der berichtete Sachverhalt zur vorausgehenden Information steht und auch, welche zeitliche Relation zum Sprechzeitpunkt gegeben
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ist. Wenn eine solche temporale Angabe fehlt, so versucht der Hörer, die zeitliche Zuordnung auf Grund seines Weltwissens zu erschließen.
● Jeder Text kann eine bestimmte Textsorte repräsentieren. Zur Textsorte gehört eine Klasse von Texten, die bestimmte Eigenschaften aufweist. Die Textsorte ist durch die folgenden Kriterien bestimmt:
- Die Textfunktion sagt aus, welche Aufgabe ein Text übernimmt. Sie bezeichnet die Absicht des Verfassers bei der Produktion des Textes.
- Die Kommunikationsform wird durch das Medium bestimmt, das zur Übermittlung von Texten eingesetzt wird.
- Der Handlungsbereich beschreibt gesellschaftliche Bereiche, für die spezifische Handlungs- und Bewertungsnormen gelten.
- Im Hinblick auf das Thema des Textes gibt es zeitliche Restriktionen, die für die Textsortenabgrenzung von Bedeutung sind. Das Thema ist in Relation zum Sprechzeitpunkt zeitlich fixiert.
- Bei der Themenentfaltung handelt es sich um diejenigen Relationen, die das Hauptthema des Textes mit den Teilthemen verbindet, indem die Teilthemen zur Spezifizierung oder Begründung des Hauptthemas dienen.
● Die temporale Versetzungsdeixis ist ein Subtyp der Deixis am Phantasma. Sie beruht darauf, dass man sich imaginativ in eine andere Zeit (z.B. Vergangenheit) versetzt. Sie ist deswegen dadurch gekennzeichnet, dass die Äuβerungszeit mit der Origo nicht zusammenfallen. Das zeigt sich besonders in Schrifttexten, die Tage oder Wochen unterwegs sind, bevor sie gelesen werden. In diesen Texten adressiert ein Autor einen Rezipienten, der den Text mit zeitlicher Verzögerung aufnehmen wird. Der Sprechzeitpunkt muss für den Rezipienten identifiziert werden. Das geschieht durch die Angabe des Datums vom Sprechzeitpunkt. Andernfalls können die zeitdeiktischen Ausdrücke vom Rezipienten nicht entschlüsselt werden. Deshalb muss der Produzent sich entscheiden, auf wessen Origo er die Deiktika bezieht.
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● Die temporale tuzentrische Deixis ist ein Subtyp der Versetzungsdeixis. Sie setzt voraus, dass der deiktische Akt aus der Perspektive des Adressaten vollzogen wird. Der Produzent versetzt sich, um den Adressaten die Versetzung zu ersparen. Dabei sind Enkodier- und Dekodierzeit verschieden. Dafür ist ein gewisses Intervall zwischen den beiden Zeiten der Äußerung notwendig. Mit diesem Intervall wird auf den verzögerten Rezeptionszeitpunkt Bezug genommen. Das heißt, wenn der Produzent bei der Verwendung von Tempora und Zeitadverbien nur einem der beiden kommunikativ relevanten Zeitpunkte gerecht werden kann, besonders dem Dekodierzeitpunkt, liegt tuzentrische Deixis vor. Die tuzentrische Temporaldeixis findet sich häufig in Schriftstücken, die entweder gar nicht oder rezeptionsorientiert datiert sind.
● Der Brief nimmt eine Sonderstellung zwischen Dialog und Monolog ein. Die Kommunikationspartner versuchen, mit dem Brief miteinander zu kommunizieren. Die raum- zeitliche Distanz zwischen ihnen bringt den Brief in die Nähe des schriftlichen Monologs. Einer von ihnen muss sich versetzen, womit die temporale Dissoziation überwunden und gemeinsame Kommunikationssituation geschaffen werden kann. Einerseits kann sich der Rezipient versetzen. Er kann durch die Datumsangabe, die im Briefkopf genannt ist, die Tempora und Zeitadverbien richtig interpretieren. Andererseits kann sich der Produzent in die Rezeptionszeit versetzen, wenn er diese Zeit kennt. Die Temporaldeiktika lassen sich demzufolge auf die Rezeptionszeit beziehen.
● Der Zeitungsartikel gilt als eine schriftliche Kommunikationsform. Er ist durch die situativen Merkmale [monologisch], [indirekt] und [schriftlich] gekennzeichnet. Die Zeitung ist damit durch räumliche und zeitliche Trennung gekennzeichnet. Die temporale Origo bei Tageszeitungsartikeln ist weder die Produktionszeit noch die Rezeptionszeit, sondern ein festgesetztes Datum. Dieses Origo-Datum kann auf zweierlei Art erscheinen, nämlich als Erscheinungsdatum oder als Artikeldatum. Das Erscheinungsdatum wird auf der Titelseite im Zeitungskopf angegeben. Es gilt als die Verkörperung der temporalen Origo der Artikel, die keine eigenen
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Datumsangaben haben. Falls die einzelnen Artikel ein eigenes Datum tragen, wird dieses Datum als das Erscheinungsdatum angesehen. Die Temporaldeiktika, die in diesem Artikel vorkommen, sind auf dieses Artikeldatum hin bezogen. Damit verhalten sich die Zeitungen anders als Briefe, die vom Datum abhängen, an dem sie geschrieben sind.
● Bei den Textsorten ”Wetterbericht” und ”Wetternachricht” handelt es sich um das Thema ”Wetter”. In Nachrichten wird ein vergangener Zustand beschrieben, während es sich in der Textsorte ”Wetterbericht” nur um den Zustand des Wetters handelt, der gegenwärtig oder künftig eintreten kann. Beide Textsorten können sich voneinander im Hinblick auf die temporale Orientierung unterscheiden: das Thema der Wetternachricht ist durch die ”Vorzeitigkeit” gekennzeichnet, während das Thema des Wetterberichts durch die Merkmale ”gleichzeitig” und ”nachzeitig” gekennzeichnet ist. Im Wetterbericht wird das Tempus ”Präsens” verwendet, das sowohl gegenwärtige als auch zukünftige Zustände des Wetters signalisieren kann. Die Wetteraussichten im Wetterbericht folgen der Wetterlage. Hingegen werden in Wetternachricht die Vergangenheitstempora am häufigsten verwendet.
● Bei den Textsortenvarianten handelt es sich um Textsorten, die nicht nur die gleiche Funktion haben, sondern auch die gleiche Textgestaltung aufweisen. Die Textsorte ”Wetterbericht” kann nach dem Medium der Publikation variieren. Das heißt, dass der Wetterbericht nicht nur in der Zeitung, sondern auch in Radio oder Fernsehen realisiert werden kann. Die Informationen im Wetterbericht dienen der Funktion der Massenmedien ”Aktualitätsvorgabe”. Das Unterscheidungskriterium zwischen den Textsortenklassen und Textsorten besteht darin, dass die Textsorten gegenüber der Textsortenklasse, der sie zugehören, verschiedene Formen in der Sprach- und Textgestaltung aufweisen.